Inspiriert von einem Blogpost des Kollegen Björn Nolte zu Formative Assessment versuche ich, verstärkt Feedbacksysteme in meinen Unterricht zu integrieren. Insbesondere wenn es im Deutschunterricht um eigene Texte geht, ist es wichtig, dass Schüler*innen ihre Texte immer wieder überarbeiten. Das Benoten der ersten Textfassung (z. B. in einer Klassenarbeit) empfinde ich dabei immer mehr als kontraproduktiv. Viel wichtiger scheint mir, dass Lernende motiviert sind ihre Texte zu überarbeiten und Fortschritte sichtbar werden.
In diesen Zusammenhang habe ich meinen Schüler*innen (Klasse 5, Stadtteilschule) folgendes Video gezeigt und versucht eine Analogie zwischen der Zeichnung eines Schmetterlings und dem Verfassen eines Textes (in der aktuellen Unterrichtseinheit „Tierbeschreibungen“) herzustellen.
Die Lernenden konnten sich dann im Unterricht Feedbackpartner suchen, um ihre Texte zu überarbeiten. Zur Unterstützung habe ich dieses Erklärvideo erstellt, um eine Anregung für Vorgehen und mögliche Qualitätsmerkmale einer Tierbeschreibung zu eröffnen.
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Viele Schülerinnen und Schüler haben eingefordert, dass ich als Lehrperson Feedback zu ihren Texten gebe. Im Unterricht ist das schwierig realisierbar. Ich kann immer nur mit einer Person sprechen und habe nicht die Ruhe mich auf das Lesen und Feedback zu konzentrieren.
Nach einem Blogpost von Sonja Hennig habe ich getestet mein Feedback mittels Vocal Recall (IOS und Android) zu geben. Wie diese App funktioniert, lässt sich im genannten Blogpost bzw. in der App selbst nachlesen. Als Zubehör habe ich ein externes Mikro genutzt.
Nach einer kurzen Einarbeitung ist die Bedienung einfach und es stellt sich schnell ein guter Workflow ein. Im ersten Arbeitsschritt habe ich die Texte der Schüler*innen gelesen und Anmerkungen notiert. Anschließend habe ich mit Vocal Recall Audio eingesprochen und darin meine Anmerkungen erklärt. Zudem habe ich über die handschriftlichen Anmerkungen hinaus benannt, was aus meiner Sicht bereits gelungen ist und wo ich Verbesserungsmöglichkeiten sehe. Die Audiodateien waren zwischen 1:50 und 3:20 Min lang.Das Feedback konnte dann sowohl im Unterricht als auch zu Hause gehört werden.
Aus meiner Sicht gibt es folgende Vorteile:
- Ich kann meine handschriftlichen Anmerkungen erläutern und bei Art und Umfang der Rückmeldungen stark differenzieren.
- Ich kann deutlich umfangreicheres Feedback geben und überfrachte nicht mit langen schriftlichen Anmerkungen
- Schüler*innen können im Unterricht oder zu Hause alle gleichzeitig Feedback bekommen.
- Schüler*innen bekommen ein sehr persönliches Feedback.
- Schüler*innen haben jederzeit und wiederholt Zugriff auf das Feedback.
Es gibt auch Einschränkungen bzw. Grenzen dieses Vorgehens.
Die wichtigste Einschränkung ist aus meiner Sicht, dass natürlich kein Dialog entsteht. Zumindest nicht im ersten Schritt. Nachdem Schüler*innen das Feedback gehört haben, kann natürlich auch ein Gespräch entstehen, allerdings im Unterricht wieder mit dem Nachteil, dass ich als Lehrer nur mit einer Person sprechen kann.
Wenn Texte z. B. in einem GoogleDoc erstellt werden könnten, gäbe es für alle Beteiligten die Möglichkeit mit Audionachrichten zu kommentieren. Die Bedingungen unter denen ich unterrichte, lassen so ein Vorgehen aber nicht zu, daher erscheint mir das beschriebene Vorgehen nützlich und eine sinnvolle Verbindung von analogen und digitalen Medien.
Natürlich profitieren auch hier wieder Kinder am meisten, die zu Hause von ihren Eltern unterstützt werden, indem die Audiokommentare gemeinsam gehört werden. Der Matthäus-Effekt lässt sich wohl in der Schule kaum vermeiden.
Ich will auch nicht verschweigen, dass trotz eines guten Workflows noch ausreichend Arbeit für den Lehrer bzw. die Lehrerin übrig bleibt. Eine Arbeit die sich aus meiner Sicht bisher lohnt.